Eine festliche Kurzgeschichte von Lilly M. Beck über ein ungleiches Paar, das sich zu Weihnachten näher kommt als gedacht.
„Haaalt! Sofort stehen bleiben!“, ruft der beleibte Ordnungshüter auf dem gegenüberliegenden Gleis und zieht so Toms Aufmerksamkeit auf sich. Tom nimmt den Blick von seinem Thriller und schaut interessiert herüber. What the fuck? Damit ihm die eben gelesene Stelle nicht verloren geht, legt er seinen Zeigefinger zwischen die Seiten und das Buch in seinen Schoß. Amüsiert beobachtet er die Verfolgungsszene. Den linken Ellbogen hat er oben auf der Rückenlehne, den linken Fuß auf seinem rechten Knie abgelegt. Mit der freien Hand zieht er sich die Kapuze nochmal tiefer ins Gesicht. Der Wetterbericht hatte es angekündigt und Recht behalten. Es schneit. Sogar hier drinnen. Der Wind fegt nun noch stärker über den Steig, weht die Kälte und den Schnee in den Hauptbahnhof. Die großen Schneeflocken finden ihren Weg durch die offene Bahnhofsseite und tanzen nun im Halleninneren. Tom macht sich einen Spaß daraus und fokussiert seinen Blick zwischen den Flocken und dem Mädchen in der gelben Jacke am gegenüberliegenden Gleis hin und her. Das wäre eine großartige Filmszene. Hmmm, was für eine Art von Film könnte es sein? Sie rennt geschickt zwischen den wartenden Passagieren hindurch, springt über herumstehendes Gepäck und verschafft sich so einen Vorsprung dem Uniformierten gegenüber. Ein Actionfilm vielleicht? Tom registriert, wie flink und wendig sie sich weiter ihren Weg bahnt. Oder doch ein Drama? Der Beamte kommt aufgrund seiner Statur und fehlenden Fitness kaum hinterher. Nach wenigen Metern ist die junge Frau in der knallgelben Jacke hinter dem Kiosk und somit aus Toms Sichtfeld verschwunden. Ganz sicher eine Schnulze, natürlich mit Happy End. Er trinkt grinsend den letzten Schluck seines Kaffees, schlägt sein Buch wieder auf und nimmt sich vor, das Kapitel noch zu schaffen, bevor sein Zug einfährt. Ein kurzer Blick auf die Anzeigetafel verrät ihm, dass es bald soweit sein wird, also widmet er sich direkt wieder der Spionagegeschichte. *** Die Glastür wird unsanft beiseitegeschoben und nach dem Eintritt schnell wieder geschlossen. Tom traut seinen Augen nicht. „Ach nee, die Kriminelle“, begrüßt er das Mädchen von vorhin. Er hat sie an ihrer auffälligen gelben Jacke direkt wiedererkannt. Für jemanden, der etwas verbrochen zu haben scheint, ist das kein besonders günstiges Outfit. Kurz nimmt sie die Augen vom Gang und wendet sich ihm zu. „Was?“ Sie wartet offensichtlich auf eine Antwort. Er atmet tief ein und mustert sie provokant. Ihr Style gefällt ihm. Das Septum-Piercing in der Nase unterstreicht das Freche an ihr. Witziger Zufall, dass ausgerechnet die sich in mein Abteil verirrt hat. Na, die Fahrt kann ja lustig werden. „Kommt da noch was?“, hakt sie genervt nach. Tom kann sich ein tiefes Lachen nicht verkneifen. „Es spricht.“ Mit einer langsamen Handbewegung markiert er sie in der Luft und fragt: „Steckt da echt wer drin?“ Sie öffnet den Reißverschluss ihrer flauschigen gelben Winterjacke ein Stück, setzt sich die große kunstfellbesetzte Kapuze ab und zieht sich die anthrazitfarbene Strickmütze vom Kopf. Der Bommel hat ihren Kopf ziemlich unförmig aussehen lassen, während die riesige Kapuze ihr Gesicht fast komplett verborgen hat. Wenn sie die ganzen Schichten ablegt,…

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